Prof. Dr. Birger P. Priddat
Philosoph und Nationalökonom. Lehrstuhlinhaber für Politische Ökonomie und ehemaliger Präsident der Universität Witten/Herdecke. Studium der Volkswirtschaft, Philosophie, Arbeitspsychologie und Politik an der Universität Hamburg. 1986 Promotion zum Dr. rer. pol.. Dozenturen und Lerhstuhlinhaber an der Universität der Künste/Berlin und an der Zeppelin-University Friedrichshafen/Bodensee. Mitglied verschiedener Gremien und Verbänden inne und ist als Berater tätig. Berater von Bundeskanzler Schröder für die Themenkomplexe Zivilgesellschaft und New Governance und 2005 Mitglied der Arbeitsgruppe Elitenintegration an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. 2010 – 2011 ist er Fellow der Forschungsinstitution „Zentrum für Religion, Wirtschaft und Politik“ an der Universität Basel, in Kooperation mit dem collegium helveticum. Zahlreiche Publikationen.
Publikationen (Auswahl)
- B. P. Priddat (2010): Kleingeld. Die verborgene Seite des Geldes.
- B. P. Priddat (2009): Geschichte der Ökonomie.
- B. P. Priddat (2010): Organisation als Kooperation.
- B. P. Priddat (2002): Theoriegeschichte der Ökonomie.
- B. P. Priddat (2000): Arbeit an der Arbeit. Verschiedene Zukünfte der Arbeit.
Digitalisierung als kultureller Bruch
Sektionsbeitrag am Donnerstag, den 07.06.2018
Vieles, was wir über Märkte sagen, ändert sich gerade in der digital transformation. Im Internet ändern sich unser Verhalten: ein neues Kulturprogramm beginnt sich zu entfalten. Alle unsere Käufe im Internet, aber jetzt auch schon im normalen Geschäftsleben, werden statistisch erfasst und über Algorithmen ausgewertet. Indem sie so unsere Kaufgewohnheiten und Vorlieben kennen, können die Unternehmen uns individuelle Angebote machen, die uns nicht nur erstaunen, sondern umschmeicheln: es ist eine Form der Anerkennung unserer Person und Identität, die – statistisch gespiegelt – uns angenehm berühren wird.
Wir gewöhnen uns daran, das nicht unter der Rubrik ‚Ausspionieren’ zu verbuchen, sondern unter der Rubrik ‚personal service’, den wir dankbar entgegennehmen, weil wir uns erkannt und bestätigt fühlen. Es entsteht eine automatisierte Form der ‚Selbst-Reflektion’, die insofern Reflektion heißt, dass wir uns gespiegelt bekommen.
Die Algorithmen bzw. die daraus abgeleiteten Angebote arbeiten als Identitätsverstärker: eine neue Resonanzmaschine, der wir uns um so sinnlicher hingeben werden, wenn sie Variationen vorschlägt, die ‚in der Nähe’ unsere bisherigen Wünsche liegen, den Wunschkatalog aber persönlichkeitsgekoppelt erweitert. Wir lernen uns besser kennen als wir uns kennen. Das Internet ist das neue Verbreitungsmediums, das als erstes und bisher einziges Medium die Eigenschaft aufweist, sich selber an der Kommunikation zu beteiligen.
Prof. Dr. Priddat über „Die vermeintliche Effizienz unserer Wirtschaft“
- Witten/Herdecke